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Die GROẞE in geheimer Mission

Wie auch in den letzten Jahrzehnten ist die GROẞE auch in diesem Jahr wieder zu einer Herrenreise – diesmal nach Valencia – aufgebrochen. Die wenigen Tage werden immer genutzt als Besinnungstage um in der Stille Abstand vom Alltag zu gewinnen und durch innere Einkehr, Selbstreflexion und Askese den Kopf frei für neue zukünftige Herausforderungen zu bekommen. In diesem Jahr kam erstmals eine – bis dahin geheime – Mission hinzu: Angestoßen durch den Beitritt Deutschlands zum UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes durch das Bundeskabinett (sinnigerweise am 12.12.12!) sahen wir uns berufen, das Deutsche Brauchtum, speziell die Verbreitung des rheinischen Karnevals als unser „Immaterielles Kulturerbe“ durch persönliches Engagement im Sinne der UNESCO in Valencia zu verbreiten.   In NRW gilt der Karneval als „große kulturelle Ausdrucksform“. Sein Beitrag für die Gemeinschaft ist es, sich auf humorvolle Art mit gesellschaftlichen Fragen zu beschäftigen. „Der Karneval stellt mit all seinen Facetten einen Gesamtwert da. Er fördert die Gemeinschaft und soziales Verhalten“, sagt Michael Laumen, Vizepräsident des Comitees Düsseldorfer Carneval. Schöner kann man es nicht sagen.

Schulungszentrum für Immaterielles Kulturerbe in Valencia
Schulungszentrum für Immaterielles Kulturerbe in Valencia

Denn es ist die Gemeinschaft, der Brauch, zu wissen, dass man dazugehört. Es ist Identität, Entwicklung und Kontinuität. Sowohl für Einzelpersonen als auch Karnevalsvereine ist es fester Bestandteil ihrer Kultur. Diese Brauchtumskultur über Generationen weiterzugeben, zu praktizieren und anderen Kulturkreisen zugänglich zumachen, darf gerne als hehres Ziel betrachtet werden, dem sich auch die GROẞE verpflichtet sieht.

 

So sammelten sich 24 gestandene Karnevalisten – so viele wie nie zuvor auf einer Herrenreise – um ihre Mission zu verbreiten. Vordenker und Einpeitscher Rainer Gossmann bereitet seine „Missionare“ im Sitzungssaal des Hotels Barceló in Valencia auf ihre schwierige Aufgabe vor: Mit gutem Beispiel vorangehen, sich in der Öffentlichkeit – auch im Hotel – vorbildlich höflich, hilfsbereit und zuvorkommend zeigen, Abstand halten zu Hochmut, Neid, Zorn, Wolllust, Habgier, Trägheit und Völlerei. Zwar darf den Einheimischen gegenüber geäußert werden, dass es auch in einigen Nachbarstädten Düsseldorfs einige zaghafte Versuche organisierten, karnevalistischen Brauchtums gibt, dass diese jedoch nicht dringend einer besonderen Erwähnung bedürften.

 

Gerade die eingeschworene und mittels WhatsApp bestens vernetzte Gruppe der Schützen innerhalb der GROẞE stellte ihre Vorzüge heraus und sah sich in dieser Hinsicht als Repräsentant des „ältesten noch lebendigen Brauchtums in Europa“ besonders in der Pflicht. Sie verhielten sich in routiniert kreativer Weise entsprechend auffallend vorbildlich diszipliniert.   Die sich schon schnell abzeichnenden Erfolge der Missionierung Einheimischer veranlassten unseren Chefideologen Rainer Gossmann die gesamte Mannschaft zum Mittagessen in ein Strandrestaurant einzuladen; eine noble Geste, die dankbar angenommen wurde. Nun eignen sich Lebensmittel sich nicht nur zur profanen Verwendung der finalen Verdauung. Das wusste auch unser praktizierender Zahnheilkundler. Er nutzte sein kreatives Potential und diese einmalige Gelegenheit den Scharfschützen der GROẞE an anschaulichen Beispielen mittels eines Katapults, das einem Dessertlöffel nicht unähnlich sah, die Beschleunigung, den Flugverlauf, die Aerodynamik und auch die plötzliche Veränderung der Konsistenz und Struktur verschiedener Lebensmittel beim Aufprall auf sich bewegende, lebende Ziele zu demonstrieren. Die kleinen Kollateralschäden getroffener Scharfschützen wirkten auf diese wie das Erreichen einer kritischen Masse und löste sowohl spontan als auch mittelfristig äußerst kreative Gegenreaktionen aus. Diese sind als Videos bei WhatsApp verfügbar, eignen sich aber aus technischen Gründen bedauerlicherweise nicht, weil es sich um digitalisierte Bewegbilder handelt, zur Veröffentlichung in einem analogen Datenträger, wie es dieses Sessionsheft ist.

 

Wertvolle Unterstützung bei der Missionierung erhielt die GROẞE von einem zertifizierten und überdurchschnittlich erfolgreichen Immobilien-Bauer, dem Stiefzwilling des kürzlich auf tragische Weise ums Leben gekommenen Hoppeditz. Ihm gelang es immer wieder durch seine überzeugende wie gewinnende Art – selbst in feuchtfröhlichen Nächten – seine Mitmenschen vor Ort zu begeistern und in seinen Bann zu ziehen. Seine charmanten Missionierungsbemühungen stießen auch noch während des Rückfluges auf positive Resonanz.

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Missionierungsbemühungen auf dem Rückflug

Ein weiterer Höhepunkt der Herrenreise war ein hervorragendes Abendessen in ungewöhnlicher Umgebung auf Einladung unseres Protektors, nämlich innerhalb eines Aquariums! Wer einen Hund sein eigen nennt und die traurig-hungrigen Blicke desselben beim Abendessen kennt, kann sich leicht vorstellen, was in Einem vorgeht, wenn man beim Essen in Augenhöhe von einem Hai beäugt wird. Glücklicherweise wurden wir von diesen hungrigen Lebewesen durch eine solide Panzerglasscheibe getrennt. Man möchte sich nicht vorstellen, zu welchen Kollateralschäden eine Demonstration der Stromlinieneigenschaften von Lebensmitteln unter Wasser durch unseren Zahnheilkundler geführt hätten ….

 

Im nächsten Jahr werden wir voraussichtlich unsere Mission in Marakesch fortsetzen. Der Kulturraum des Djemaa-el-Fna-Platzes wurde im Jahr 2001 als erster Ort in die neu geschaffene UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen und befindet sich seit 2008 auf der Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit. Leider geht seitdem die Zahl der Gaukler und Geschichtenerzähler vor Ort dramatisch zurück. Vielleicht kann die GROẞE hier unterstützen und Schlimmeres verhindern helfen.

 

Wolfgang Nieburg

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